25.03.20

Impuls zur Wochenmitte

Impuls zur Wochenmitte: „Lautmalereien“ - Teil 2: “Stimmlos“
https://www.mauritiuskirche-ofterdingen.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/KG_ofterdingen/pdf/Lautmalerei_2-_Stimmlos.pdf
Nachdem letzte Woche das Schreien im Vordergrund stand, geht es heute um das andere Extrem: um die Stille.
Wir sind Stille oft nicht gewohnt in unserer schnellen, lauten Welt. Sie macht uns unruhig, sie kann unangenehm sein – und peinlich! Ich denke da an die Jünger Jesu: bei dem brüllenden Sturm auf dem See sind sie in Panik geraten, bis der ärgerliche Jesus den Sturm alles in Ordnung brachte: Er sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille. (Mt 8,26) Die Ruhe nach dem Sturm: an sich etwas Gutes – und doch ist mir diese Stille fast zu still. Etwas peinlich berührt scheinen sie mir, die Jünger. Eine peinliche Stille: man wünscht sich, sie wäre endlich vorbei, aber man weiß nicht, wie man sie durchbrechen kann…

Als unangenehm empfundene Stille wollen wir möglichst schnell wieder füllen: mit Musik, Gespräch, mit irgendetwas.
In der aktuellen Quarantäne sind gerade die Alleinstehenden einer solchen Stille besonders ausgesetzt. Niemand ist da, der mit einem spricht; keine Ablenkung durch wöchentliche Treffen, Kaffeerunden, Besuche. „Die Grabesstille hat uns in den Ohren gedröhnt“, so heißt es in einem Lied von Ararat. Solch eine lange Stille kann richtig bedrohlich werden, unerträglich, schmerzhaft. In der Stille ist man auf sich selbst zurückgeworfen. Familien mit kleinen Kindern werden sich vielleicht nach Stille sehnen, wenn man ununterbrochen aufeinander hockt, und in der Arbeitswelt hat man den Wert von Weltentzug und Stille längst zu schätzen gelernt und fährt als Betrieb gemeinsam ins Kloster. Aber all das kann sich ins Gegenteil kehren, wenn es auf Dauer ist und wenn Stille nicht selbstgewählt, sondern erzwungen ist.

Heute lege ich Ihnen dazu ein Lied ans Herz: „The Sound of silence“, im Original von Simon & Garfunkel (Link: https://www.youtube.com/watch?v=8FB9GYkIT3E) oder in einem Cover von Disturbed aus dem Jahr 2015 (https://www.youtube.com/watch?v=u9Dg-g7t2l4). Darin geht es um die Vereinsamung der Menschen in der modernen oberflächlichen Gesellschaft. Die Stille steht hier für zweierlei: sie kann eine Zuflucht sein, ein Rückzugsort. Doch geht man nach draußen in die laute Stadt, dann ist die Stille eine innerliche: Äußerlich reden die Menschen, ohne sich wirklich zu hören, ohne wirklich miteinander zu kommunizieren. Das Zeichen im Lied dafür: das kalte Licht der Neon-Laternen (im Gegensatz zur freundlichen Dunkelheit). Die innerliche Stille steht für eine innerliche Leere, für Sinnlosigkeit. Auch eine solche Stille ist bedrückend, kalt, lebensfeindlich, grausam.

Und doch, wie schon gesagt: Stille kann auch das Gegenteil sein – oder wir können das Gegenteil in ihr suchen: Wärme, Leben, Geborgenheit. Dazu einige Verse aus Psalm 65: 2 Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. 3 Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht wanken werde. 6 Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung. 7 Er ist mein Fels, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich nicht wanken werde. 8 Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, / der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist bei Gott. 9 Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, / schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht. Auch hier geht es nicht um äußere Stille, um Geräuschlosigkeit, sondern ums Innere: innerlich werde ich ruhig und gelassen, weiß mich getragen, denn ich sehe in Gott meinen Schutz, meinen sicheren Hafen. Eine solche innere Ruhe ist wohltuend, erholsam, ein Anker, wenn es um mich herum stürmt. Das ist sie aber eben dann, wenn sie auf Vertrauen und Geborgenheit gegründet ist! Sie braucht Rückhalt, Sicherheit. Deshalb ist auch gerade das „miteinander schweigen können“ ein bekannter Ausdruck größter Vertrautheit zwischen Freunden, Partnern. Das hat mit gegenseitigem Verständnis zu tun, damit sich gut zu kennen und sich zu vertrauen.

Wenn ich also jetzt wieder der Stille ausgesetzt sein sollte, dann nehme ich das als Ansporn: ich wende mich an Gott. Mit ihm kann ich reden, bei ihm kann ich eine solche Geborgenheit suchen. Wenn ich mich von ihm getragen weiß, dann kann sich auch die Stille gefüllt sein von Zuversicht und Geborgenheit. Dass das gelingt, das wünsche ich uns allen!