28.04.21

Impuls zur Wochenmitte

Impuls zur Wochenmitte: „Farbenspiel“ - Lautmalerei 35: Schritttempo ALLEGRO
https://www.mauritiuskirche-ofterdingen.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/KG_ofterdingen/pdf/Lautmalerei_35_-_Schritttempo_ALLEGRO.pdf

Heute widmen wir uns dem Schritttempo Allegro. Auf Italienisch heißt das: „rasch, munter, heiter, fröhlich“ – nach dem langsamen Andante aus der letzten Woche legen wir also an Tempo zu. „Allegro“ ist eine musikalische Vortragsbezeichnung, die seit dem 17. Jahrhundert für eine lebhafte Bewegung steht. Im 18. Jahrhundert wird es zu einer reinen Tempovorschrift mit der Bedeutung „schnell“. Manche Zusammensetzungen haben deshalb mit dem eigentlich fröhlichen, heiteren Allegro nicht unbedingt mehr etwas zu tun und sind manchmal sogar widersinnig (z.B. Allegro irato, „heiter zornig“).
Allegro ist also ein fröhliches Schnell. Fröhlichkeit ist eine Stimmung, die uns das Buch Jesus Sirach sehr ans Herz legt. Es stellt sogar einen direkten Zusammenhang her zwischen Fröhlichkeit und langem Leben sowie Zorn und kürzerem Leben! Gib deine Seele nicht der Traurigkeit hin, und betrübe dich nicht selbst mit deinen eigenen Gedanken. Denn ein fröhliches Herz ist des Menschen Leben, und seine Freude verlängert sein Leben. Eifer und Zorn verkürzen das Leben, und Sorge macht alt vor der Zeit. Ein fröhlicher und heiterer Mensch achtet auf seine Speisen. (Jes Sir 30,21-25, Auszug) Sie sehen: weitere Dinge wie gesundes Essen gehört natürlich trotzdem zu einem fröhlichen und langen Leben dazu.
Beschwingt, mit guter Laune und einer guten Botschaft im Gepäck ist auch eine Person aus dem Jesajabuch: Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König! Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und jubeln miteinander; denn sie werden's mit ihren Augen sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. (Jes 52,7-9)
Ich höre förmlich das Fußgetrappel. Ein Bote, der frohe Kunde bringt! Jemand, der bald Erleichterung, Auflachen, Jubel und Freudentränen auslösen wird. Der Herzschlag beschleunigt sich vor lauter Vorfreude, man muss jetzt schon lächeln beim Gedanken an das, was man gleich Schönes auslösen wird. So etwas tut man doch gern! Da läuft man freiwillig fröhlich und schnell, damit man umso schneller da ist. Eine richtig gute Schulnote mit heimbringen, die Nachricht eines Jobangebots oder einer Beförderung, die Verkündigung einer Verlobung – oder, wer weiß, auch einfach der Wetterbericht mit froher Wetterkunde. Durften Sie schon einmal ein Freudenbote sein? Ein herrliches Gefühl!
Das beste Beispiel für einen solchen Freudenboten ist der Engel, der die Geburt Jesu verkünden darf (siehe das Bild auf der Rückseite). Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. (Lk 2,10) Allem Volk, auch euch! Das Strahlen des Engels überträgt sich auf die Gesichter der Zuhörer. Befreites, ausgelassenes Grinsen breitet sich auf den Gesichtern der Hirten aus – nur manche Tiere schauen auf dem Bild noch etwas griesgrämig. Hoffentlich nicht mehr lange!
Bei Jesaja verbreitet sich die gute Nachricht und mit ihr die gute Stimmung wie bei einem Dominospiel. Und am Ende jubeln sogar die Trümmer! Die sind eigentlich Inbegriff des Scheiterns, vom Ende. Wenn ein Leben, eine Beziehung in Trümmern liegt, dann bedeutet das: nichts geht mehr. Die Verletzungen sind zu groß, alles ist zerbrochen und unwiederbringbar dahin. Auch diese Trümmer scheinen ohne Hoffnung auf Wiederaufbau, auf Rückkehr zu ihrem eigentlichen Sinn.
Doch nicht dieses Mal! Der Freudenbote kündigt es an, die Wächter wiederholen es, bis es sogar die Trümmer, die Bruchstücke merken und begreifen dürfen: der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst! Gott kann selbst mit den kleinsten Fragmenten etwas anfangen. Selbst wenn wir nichts als einen Scherbenhaufen hinterlassen: er nimmt ihn auf, er fügt zusammen. Nicht alles wird gekittet werden, was wir auf Erden zerschlagen oder wo wir selbst zerschlagen werden. Aber in Gott hat jedes Bruchstück seinen Wert. Es wird Frieden werden! Frieden auf Erden und in meinem kleinen, kaputten Leben. Selbst wenn dieses Ziel noch meilenwert entfernt ist: der Grund zum Jubeln ist schon da! Und wie das leise Getrappel von sich nahenden Freudenboten möchte ich das immer wieder in mir merken.
Der nächste Haufen von zerbrochenen Ziegeln, Steinen, von zersplittertem Holz kann mich daran erinnern. Dann möchte ich mich anstecken lassen von der Fröhlichkeit der Trümmer. Vielleicht schaffe ich es ja sogar sie weiterzugeben? Inhaltlich die frohe Kunde (siehe oben) – oder mindestens die Stimmung dazu: einen Lichtblick an guter Laune, ein Aufblitzen eines Lächelns. Wie das Gähnen ist auch das Lachen ansteckend. Und das kann letztlich jeder gut gebrauchen.

(12. Jh., Künstler: unbekannt, Quelle: https://tageswoche.ch/gesellschaft/freut-euch-ihr-seid-die-hoffnung)