10.01.21

Gottesdienst zum Selberfeiern

Gottesdienst am 10.01.2021 in Ofterdingen (1. So nach Epiphanias)
https://www.mauritiuskirche-ofterdingen.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/KG_ofterdingen/pdf/2021_01_10_Gottesdienst_zum_Selberfeiern.pdf

10.00 Glockenläuten
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Eröffnung
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Mit dem Wochenspruch aus dem Römerbrief grüße ich Sie ganz herzlich zum Gottesdienst. Ein hoffentlich letztes Mal können wir ihn nicht in der Mauritiuskirche feiern, sondern nur in den Häusern und im Geiste verbunden. Heute ist der 1. Sonntag nach Epiphanias. Wir sind also in der Epiphaniaszeit, der Zeit der Er-Scheinung Gottes. Jesus Christus wird darin ins Rampenlicht gerückt, er stellt sich uns vor. Doch heute geht es in der Predigt vor allem um uns: unseren Sinn und unser Ziel, und unseren Körper.
Auch im Hymnus aus dem Philipperbrief lernen wir Jesus Christus besser kennen. Den wollen wir gemeinsam beten.
Psalm: EG 764 (Hymnus aus dem Philipperbrief)
Christus Jesus, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gebet und Stilles Gebet
Barmherziger Gott, du hast deinen Sohn zum Licht der Welt gemacht.
Wir bitten dich: lass auch uns heute dein Licht aufgehen. Begegne uns in diesem Gottesdienst mit deinem Wort. Segne unser Hören und Reden, unser Singen und Beten.
Vor dich bringen wir, was unser Leben gerade erhellt oder dunkel macht. Höre uns, wenn wir in der Stille zu dir beten.
-Stille-
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Amen.
Lied: EG 66,1-2.7: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude
1. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude; A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
2. Jesus ist kommen, nun springen die Bande, Stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; er, der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schande; Jesus ist kommen, nun springen die Bande.
7. Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden: komme, wen dürstet, und trinke, wer will!
Holet für euren so giftigen Schaden Gnade aus dieser unendlichen Füll!
Hier kann das Herze sich laben und baden. Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden.
Predigt
Wer sind wir? Woher wissen wir, was wir können und was uns ausmacht? Und: wozu wind wir hier auf Erden?
Die Sinnfrage stellt sich uns immer wieder. In den Momenten, in denen uns alles unsicher erscheint: da stellen wir uns auch mal selbst in Frage: bin ich wirklich auf dem richtigen Weg? Aber auch an allen Wegscheiden: wohin soll ich gehen? Ist es richtig, dieses neue Jobangebot anzunehmen? Wegzuziehen? Diese Beziehung einzugehen oder jene aufzugeben?
Die großen Fragen nach unserer Existenz, unserem Sinn, dem richtigen Weg stellen uns schnell vor Probleme. Wie soll man darauf denn eine anständige Antwort finden, wie kann man sich da überhaupt sicher sein? Paulus gibt uns heute einige Ermahnungen dafür mit auf den Weg, die uns immerhin einige Hinweise geben können: der Predigttext aus Römer 12 (Röm 12,1-8).
Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich's gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte, wie Gott einem jeden zugeteilt hat das Maß des Glaubens. Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied. Wir haben mancherlei Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Hat jemand prophetische Rede, so übe er sie dem Glauben gemäß. Hat jemand ein Amt, so versehe er dies Amt. Ist jemand Lehrer, so lehre er. Hat jemand die Gabe, zu ermahnen und zu trösten, so ermahne und tröste er. Wer gibt, gebe mit lauterem Sinn. Wer leitet, tue es mit Eifer. Wer Barmherzigkeit übt, tue es mit Freude.
In seinem langen und gewaltigen Römerbrief hat Paulus in den ersten 11 Kapiteln seinen Glauben an die Barmherzigkeit Gottes dargelegt und Gott dafür gepriesen, dass er seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt hat, um aus allen Menschen – denen, die damals lebten und denen, die wie wir heute leben – Gotteskinder zu machen. So vielen Menschen hat er damit den Weg gewiesen und der Kirche neue Impulse gegeben, über alle Zeiten hinweg: der Kirchenvater Augustinus, aber auch Martin Luther wären ohne den Römerbrief nicht zu den großen Gestalten unserer Kirchengeschichte geworden.
Jetzt, im 12. Kapitel, verändert der Brief seine Blickrichtung. Bisher hat Paulus auf Gott und auf Jesus Christus geblickt, jetzt wendet er sich uns zu. Jetzt redet er von menschlichen Problemen. Es wird konkret und unser tagtägliches Leben kommt in den Blick. Was sollen, was können wir tun? Und tatsächlich nimmt sich Paulus nun erst das Leben des einzelnen Menschen vor, dann die christliche Gemeinde und schließlich den Staat und die Pflichten, die er uns gegenüber und die wir ihm gegenüber haben.
Ab Kapitel 12 geht es also um die Frage, was aus der vorherigen Theorie nun für die Praxis folgt. Und da wird gleich klar gemacht: unser Glaube soll ganz praktische Folgen haben für den Umgang mit uns selbst, mit unserem Denken und Handeln und mit unserem Körper.
Unser Körper wurde uns von Gott geschenkt. Er ist so wunderbar selbstheilend, dass so manche Krankheiten und Verletzungen nach und nach wieder verschwinden. Und doch ist er auch ziemlich empfindlich: eine falsche Bewegung, und es fährt uns ins Kreuz, wir knicken um, wir bekommen Beulen, Macken, blaue Flecken. Oder, wenn Sie an Weihnachten denken: wir füllen unseren Bauch bis an seine Grenzen mit leckerem Essen, und der beschwert sich dann aufs Heftigste.
Unser Verhalten hat Auswirkungen auf unseren Körper – unseren Leib, wie Paulus ihn hier nennt. Und er fordert uns nun auf, ihn „hinzugeben“, als eine Art „Opfer“. Schwierige Worte für unser heutiges Empfinden. Aber mit den Folgesätzen wird klar, was Paulus damit meint:
Gott hat uns unseren Körper geschenkt, und wir sollen ihn entsprechend hochschätzen – und ihn in Gottes Dienst stellen. Unser Körper als Gottesdienst: unser Körper in Gottes Dienst! Immer wieder sollen wir innehalten und nachdenken: welches Verhalten könnte denn in Gottes Willen sein? Grundsätzlich, wenn wir uns unsicher sind: das Gute und Wohlgefällige, so Paulus. Und das ist für ihn eben das, was diese Welt nicht im Blick hat, deshalb sollen wir uns von dieser Art Welt abwenden, die nur auf das Gute für sich selbst blickt, statt auch das Wohl des Anderen zu sehen. Unseren Körper dazu verwenden, uns selbst und anderen Gutes zu tun, ihm zur Freude, dazu hat Gott ihn uns gegeben! Und das ist eine Lebensaufgabe: sich erneuern, sich neu ausrichten. Und das Tolle ist: Gott hat uns diese Fähigkeit uns zu ändern ebenfalls geschenkt. Das heißt: wir können auch mal danebengreifen – und es beim nächsten Mal besser machen.
Dem lässt Paulus nun einige konkretere Hinweise folgen, und dazu verändert er das Bild: ging es bisher um unseren ganz eigenen Körper, beschreibt Paulus uns nun alle als Teil eines größeren Körpers: des Leibes Christi. Jesus ist gestorben und auferstanden, dieser Leib Christi ist also im übertragenen Sinn zu verstehen: die Gemeinschaft aller Christen in Gottes Gegenwart, die zwar unsichtbar, aber eben doch da ist. „Der Leib Jesu Christi ist der Grund und die Gewissheit unsers Glaubens, der Leib Jesu Christi ist die eine und vollkommene Gabe, in der wir des Heils teilhaftig werden, der Leib Jesu Christi ist unser neues Leben. Im Leibe Jesu Christi sind wir von Gott in Ewigkeit angenommen.“ So sagt es Dietrich Bonhoeffer. Und dieses neue Leben können wir heute schon erfahren, und zwar in Taufe und Abendmahl, da werden sie uns ganz konkret vor Augen gestellt.
Als Teile dieses besonderen und einzigartigen Körpers haben wir nun Aufgaben, jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Paulus zählt ein paar besondere Aufgaben auf: Prophet, Lehrer, Ermahner, Tröster, Geber, Chef, Barmherzig-Seiender. Das sind ziemlich unterschiedliche Aufgaben, doch umso leichter können wir vielleicht daran weiterdenken. Was kann ich gut? Was sind meine besonderen Gaben – im Großen – oder was kann ich in dieser einen Situation – im Kleinen – leisten und Gutes tun? Wir müssen nicht immer eine Lebensaufgabe sehen, „unsere Bestimmung finden“, manchmal geht es einfach nur um den nächsten kleinen Schritt. Augen auf: wo kann ich mich einbringen, mit meinen kleinen und großen Möglichkeiten? Bei dem, was mir besonders am Herzen liegt, mit dem, was ich gut kann?
Wir sollen Acht haben auf unseren eigenen Körper, den wir geschenkt bekommen haben. Und wir sollen Acht haben auf unseren Körper, der größer ist als wir selbst, von dem wir selbst nur ein kleiner, aber wichtiger Teil sind. Wir sind eng mit unserem Umfeld verbunden: andere können uns unterstützen, uns da ergänzen, wo wir selbst Schwachpunkte haben. Und andersrum genauso: auch wir können mithelfen, dass es anderen gut geht. Wir können andere trösten, ihnen auch mal verzeihen oder sie auf das aufmerksam machen, was gerade schief läuft. Wir können von unserem Reichtum abgeben. Und was immer wir tun: wir sollten es gern tun. Dann behandeln wir beide Körper (den eigenen Körper und die Gemeinschaft der Christen und sogar der ganzen Menschheit) mit dem Respekt, den sie verdienen.
Wer sind wir? Woher wissen wir, was wir können und was uns ausmacht? Und: wozu wind wir hier auf Erden? Jetzt sind diese Fragen immer noch offen. Große Lebensentscheidungen sind damit auch noch nicht getroffen. Immerhin diese beiden Hinweise hat Paulus uns mitgegeben: Tu, was dem Guten dient, so wie Gott es gefällt! Und: tu das, was vor dir liegt, wo du direkt vor dir etwas Gutes bewirken kannst, und sei es auch nur im Kleinen! Wenn wir darauf einen Blick haben, uns davon immer wieder leiten lassen, dann ist unser Leben ein ständiger Gottes-Dienst. Auch im Kleinen können wir Großes bewirken. Und damit sind wir Teil von etwas, das unseren eigenen kleinen Horizont weit übersteigt.
Bei jeder Weggabelung müssen wir uns erneut fragen, wohin unsere Reise gehen soll. Doch welchen Weg auch immer wir einschlagen, wir sind und bleiben Teil dieses großen Ganzen: Teil der Gemeinschaft aller Christen, Teil vom Leib Christi. Christus selbst hat darauf Acht, und in ihm hat er sein Ziel schon erreicht.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Gebet
Gütiger Gott,
Danke, dass wir deine Kinder sein dürfen. Danke, dass du uns unseren Körper gegeben hast, unsere Fähigkeiten und so viele Möglichkeiten unser Leben zu gestalten.
Wir bitten dich: Lass uns nie vergessen, dass wir Teil der großen Gemeinschaft mit dir und mit allen Christen sind, und lass uns nie an deiner Gnade zweifeln.
Gib uns den Mut, füreinander dazusein und all die vielen Möglichkeiten zu entdecken, bei denen wir Gutes tun und anderen guttun können.
Wir bitten dich: schenke uns Frieden, überall dort, wo Krieg herrscht, aber auch im Kleinen bei uns. Lass uns nie aufgeben den Frieden zu suchen.
Dein Sohn hat uns gelehrt, wie wir beten können. Wir stehen vor dir mit unseren Fragen und unseren Bitten und beten gemeinsam: Vater unser…
Lied EG 70,1.3.4.7: Wie schön leuchtet der Morgenstern
1. Wie schön leuchtet der Morgenstern voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn, die süße Wurzel Jesse.
Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm, mein König und mein Bräutigam, hast mir mein Herz besessen;
lieblich, freundlich, schön und herrlich, groß und ehrlich, reich an Gaben, hoch und sehr prächtig erhaben.
3. Gieß sehr tief in das Herz hinein, du leuchtend Kleinod, edler Stein, mir deiner Liebe Flamme,
dass ich, o Herr, ein Gliedmaß bleib an deinem auserwählten Leib, ein Zweig an deinem Stamme.
Nach dir wallt mir mein Gemüte, ewge Güte, bis es findet dich, des Liebe mich entzündet.
4. Von Gott kommt mir ein Freudenschein, wenn du mich mit den Augen dein gar freundlich tust anblicken.
Herr Jesu, du mein trautes Gut, dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut mich innerlich erquicken.
Nimm mich freundlich in dein Arme und erbarme dich in Gnaden; auf dein Wort komm ich geladen.
7. Wie bin ich doch so herzlich froh, dass mein Schatz ist das A und O, der Anfang und das Ende.
Er wird mich doch zu seinem Preis aufnehmen in das Paradeis; des klopf ich in die Hände.
Amen, Amen, komm du schöne Freudenkrone, bleib nicht lange; deiner wart ich mit Verlangen.
Ansagen
Nächste Woche wird es – Stand heute – wieder einen Gottesdienst in der Mauritiuskirche geben. Achten Sie dabei bitte auf die Aushänge und den Gemeindeboten. In jedem Fall wird es wieder den Gottesdienst zum Selberfeiern auf der Homepage geben.
Segen
Gehen wir in diesen Sonntag und in die kommende Woche unter dem Segen Gottes.
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.